Agilität und Leistung. Mehr Output bei weniger Input?

Agilität, Scrum und Kanban sind seit Jahrzehnten in aller Munde. Doch die frühere Euphorie und Begeisterung scheinen vorbei zu sein - mittlerweile gibt es sogar einen Gegentrend. Was ist los mit der Agilität? Ist der Hype schon wieder vorbei? Kann das endlich weg? Das bespreche ich in dieser Folge.

Historisch gesehen werden nicht-agile Organismen und Systeme von der Evolution bestraft. Bereits im letzten Jahrtausend beschrieb Herbert Spencer mit „Survival of the Fittest“ die natürliche Selektion nach Charles Darwin. Oft fälschlicherweise mit „Überleben des Stärkeren“ übersetzt, bedeutet es vielmehr, dass die Anpassungsfähigsten überleben. Agilität bezeichnet die Fähigkeit, flexibel und schnell auf Veränderungen zu reagieren. In diesem Sinne ist Agilität nichts Neues - viele ihrer Prinzipien haben sich seit Jahrtausenden nicht verändert.

Zunächst ist es wichtig festzuhalten, dass agile Methoden wie Scrum und Kanban unter schwierigen Bedingungen entstanden sind. Unternehmen waren gezwungen, auf eine veränderte Wettbewerbssituation - sinkende Umsätze und steigende Kosten - zu reagieren. Zu diesen Unternehmen gehörten unter anderem Canon, NEC, Xerox, Honda und Toyota, die Produkte wie Kopierer, Computer, Kameras und Autos herstellten. Wichtig ist daher die Erkenntnis, dass agile Methoden zwar häufig in der Softwareentwicklung eingesetzt werden, aber keineswegs darauf beschränkt sind. Sie können in vielen Bereichen sinnvoll angewendet werden.

In meinen Workshops gehe ich noch tiefer in die Geschichte und Vorgehensweise ein, da dies für eine erfolgreiche Einführung von Agilität und die Steigerung der Unternehmensleistung essenziell ist. Für diese Folge ist vor allem wichtig zu verstehen, dass die Ergebnisse und der Impact der mit agilen Methoden entwickelten Produkte messbar und für alle sichtbar waren. Jeder im Projekt wusste, worauf es ankommt - und die Ziele waren nicht weniger als die Bewältigung einer Krise.

Was waren nun die Ergebnisse?

Zum Beispiel konnte Fuji-Xerox die Herstellungskosten für Kopierer halbieren - und das bei gleichbleibender Leistung. Zudem verkürzte sich die Produktentwicklungsphase zunächst um 24% und später sogar um die Hälfte. Bei Canon entwickelte das Team eine leichtere, benutzerfreundlichere Kompaktkamera, die 30% günstiger angeboten werden konnte. Stell dir vor, du könntest die Herstellungskosten und die Time-to-Market deiner Produkte halbieren! Was würde das für dich und dein Unternehmen bedeuten? Wahnsinn, oder!? Doch damit nicht genug: Die in diesen Projekten entstandenen Prozessinnovationen führten zu einem tiefgreifenden kulturellen Wandel - insbesondere bei Unternehmen wie Canon, IBM und Hewlett-Packard. Und wir sprechen hier nicht gerade von kleinen Unternehmen!

Wie wir sehen, haben diese Vorgehensweisen in verschiedensten Branchen und bei unterschiedlichsten Produkten beachtliche Ergebnisse erzielt. Die Entwicklung dieser Produkte beruhte auf Zusammenarbeit, war jedoch auch teilweise mit Zertifizierungen und regulatorischen Anforderungen verbunden. Daher sind Aussagen wie „Aber bei uns wird das nicht funktionieren“ in den meisten Fällen unzutreffend. Tatsächlich gibt es nur sehr wenige Produkte und Projekte, bei denen agile Methoden oder zumindest Teile davon nicht geeignet wären.

Das war jetzt ein wirklich kurzer Einblick in die Geschichte der agilen Methoden, in welchen Umgebungen sie sinnvoll eingesetzt wurden und was sie für die Leistung bedeuten. Das beantwortet jedoch nicht die Frage, warum viele Organisationen schlechte Erfahrungen damit machen. Es gibt gefühlt tausend Gründe dafür. Doch fast alle lassen sich auf einen einzigen zurückführen: Unvollständige oder sogar falsche Vorstellungen über agile Methoden.

Was meine ich damit?

Erstens: Agile Methoden sind so verdammt einfach. Kanban und Feature-Driven Development lassen sich beispielsweise in wenigen Sätzen beschreiben. Der Scrum Guide umfasst aktuell gerade einmal 14 Seiten - und das brutto, also inklusive Deckblatt, Inhaltsverzeichnis, Danksagungen und so weiter. Diese vermeintliche Einfachheit verleitet Organisationen und auch Berater dazu, bei der Planung und Vorbereitung massiv zu sparen. Doch Mitarbeiter einfach durch Schulungen zu jagen, das Unternehmen umzukrempeln, neue Rollen mit finanziellen Anreizen einzuführen und dann noch eine Tischtennisplatte samt Obstkorb in die Küche zu stellen - das ist nicht die Antwort auf die Herausforderung. Gerade die Planungs- und Vorbereitungsphase sind es, die vermutlich zu mindestens 80% darüber entscheiden, ob die Einführung ein Erfolg wird. Wenn diese dann auch noch nach dem Big-Bang- und Cowboy-Style durchgeführt wird - dann gute Nacht.

Zweitens: Geschäftsführer und Vorstände übersehen oft, dass sie sowohl für den Erfolg als auch für den Misserfolg der Einführung - und damit für die erzielten Ergebnisse - verantwortlich sind. Es ist in vielen Fällen sinnvoll und richtig, sich für eine Transition externe Unterstützung zu holen. Doch diese Aufgabe an Mitarbeiter oder Berater zu delegieren, ist definitiv der falsche Ansatz. Aus diesem Grund nehme ich auch keine Aufträge zur Steigerung der Unternehmensleistung an, bei denen die Geschäftsführung nicht der Haupttreiber ist.

Drittens: Es werden falsche Erwartungen an agile Methoden gestellt. Mehr Output bei weniger Input? Das habe ich schon zu oft gehört. Doch allein durch die Einführung agiler Methoden wird das nicht passieren. Sicher, agile Methoden können ein entscheidender Baustein sein. Manche von ihnen enthalten Schutzmechanismen, die verhindern, dass bestimmte Probleme überhaupt erst entstehen. Aber ein gutes Auto macht noch lange keinen guten Fahrer - und der Einsatz agiler Methoden allein macht noch kein gutes, professionelles und vor allem performantes Team. Deshalb muss ehrlich evaluiert werden, wo die Organisation wirklich steht und was agile Methoden tatsächlich leisten können. Sucht man eine Lösung für das Problem - oder doch eher ein Problem für die Lösung?

Diese Fehler werden immer wieder gemacht. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Organisationen nach der Einführung agiler Methoden teilweise noch schlechter dastehen als zuvor. Ebenso ist es nicht verwunderlich, dass agile Methoden nach solchen kulturellen und finanziellen Desastern einen schlechten Ruf bekommen.

Doch agile Methoden sind mittlerweile allgegenwärtig. Der eigentliche Hype ist also vorbei - Agilität ist das neue „Normal“. Und wenn dein Unternehmen noch nicht agil ist, sind deine Wettbewerber es wahrscheinlich bereits oder auf dem Weg dorthin.

Zusammengefasst wissen wir, dass agile Methoden in der Praxis entstanden sind und in vielen Unternehmen und Bereichen sinnvoll eingesetzt werden können. Wir wissen, dass agile Methoden signifikant zu hohen Leistungen beitragen und einen wichtigen Baustein für die Entwicklung hochperformanter Organisationen darstellen können. Wir wissen außerdem, dass die Einführung agiler Methoden oft daran scheitert, dass man sich nicht ausreichend mit ihnen auseinandergesetzt hat. Zudem ist Agilität allgegenwärtig - sprich, die Herausforderungen bei der Einführung agiler Methoden sind häufig hausgemacht.

Agile Methoden allein reichen nicht aus.

Andererseits muss ich noch einmal betonen: Agile Methoden allein reichen nicht aus. Sie reichen nicht aus, um aus einem durchschnittlichen oder sogar angeschlagenen Unternehmen eine gesunde und hochperformante Organisation zu entwickeln. Willst du wirklich, dass deine Organisation hohe Leistungen erbringt? Dann musst du bei dir selbst anfangen. Als Geschäftsführer bist du der Schlüssel zum Erfolg. Auf welcher Grundlage triffst du deine Entscheidungen? Wie schnell triffst du sie? Du weißt, dass du für alle deine Mitarbeiter eine Vorbildfunktion hast. Bewusst oder unbewusst spiegelt deine Organisation dich wider. Ist sie träge oder ist sie agil? Wenn du bereit bist, entwickeln wir gemeinsam dein Unternehmen zu einer gesunden Hochleistungsorganisation.

Nun, in der nächsten Folge beschäftigen wir uns mit einem essenziell wichtigen Thema: Umsatz steigern und Kosten senken - aus mathematischer Perspektive. Die Auswirkungen können fatal sein. In diesem Sinne: Tue das Richtige richtig gut und nimm noch heute Kontakt mit mir auf! Melde dich auch direkt zu meinen Newsletter zum Thema Entwicklung hochperformanter Organisationen an.

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Anton Bessonov

Ich habe es satt, dass Unternehmen so richtig viel Geld verbrennen und so richtig viel Potenzial vergeuden. Mit mehr als 25 Jahren Erfahrung in Softwareentwicklung und Führung hochperformanter Teams unterstütze ich Geschäftsführer und Vorstände dabei, ihr Unternehmen systematisch zu einer gesunden Hochleistungsorganisation auszubauen.

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